Konzept

Die Absicht

Photographische Momentaufnahmen fixieren Wohnhäuser – von außen – im Zustand ihres Unbewohnt-Seins. Aspekte, wie die des zeitlichen Wandels, urbaner Identität, Restaurierung, Erhalt versus architektonischer Erneuerung und Wohnen in einem Europa, das sich derzeit in vielerlei Hinsicht in Dynamik befindet, sind Gegenstand meiner Überlegungen.
Zeit, Erinnerung und Vergänglichkeit menschengemachter Gebäude werden in einem künstlerischen Rahmen thematisiert.

Der Beginn

»Die Fassade wird aufrechterhalten.«
Die abgestützten Fassaden, z.B. in Lissabon sind für Besucher augenfällig. Dahinter ist nichts mehr was davon zeugen könnte, wer hier einst wohnte, liebte, Konflikte austrug oder einfach nur Zuhause war.
Es sind deutliche, radikale Zeichen inmitten ansonsten intakter Straßenzüge. Einerseits sind sie bedingt Denkmäler. Andererseits zeigen die Fassaden noch etwas: den Willen, (wenigstens) diese Fassaden zu erhalten, um später vielleicht wieder etwas Neues dahinter entstehen zu lassen.
Sie gehören nicht zu vergessenen, achtlos am Rande stehenden verfallenen Häusern. Die Fassade schwebt in der Gegenwart, ihrer ursprünglichen Identität beraubt inmitten von bewohnten Gebäuden und verharrt gleichzeitig zwischen Vergangenheit und Zukunft – die Fassade als Hoffnungsträger, als vielschichtiges Spekulationsobjekt, als Symbol des Wandels?
 
Inspiriert von den schwebenden Fassaden in Lissabon, suche ich seitdem bewusst die Fassaden leerstehender Wohnhäuser.

Sozio-kulturell

Auch wenn ein Gebäude äußerlich materiell ist, so ist die Atmosphäre der Behausung; das steinerne Gesicht, das einem entgegenblickt, etwas Immaterielles und zugleich (kultur- und) zeitgeschichtlich Relevantes.
Leerstehende Wohnhäuser lassen sich leicht finden, wenn man nach ihnen Ausschau hält. Die Zahl scheint schier endlos und das in einem Europa, in dem der Wohnraum knapp und häufig unbezahlbar ist.
 
Die Gegenwart nagt an der Vergangenheit.
Wie es war,
wie es ist
und es scheint,
wie jeder meint.